Dienstag, 6. Juli 2010

Alles hat seine Zeit

Für mich gibt es nur das Heute. Ich bin froh jetzt zu leben. Mir genügt in diesem Moment der eine Tag, den ich gerade lebe. An diesem Tag versuche ich so zu leben, dass ich am Abend zufrieden bin und alles Belastende wieder loslassen kann. Das wird dadurch möglich, dass ich ganz auf mich höre und spüre, welcher Aspekte meiner vielseitigen Persönlichkeit jetzt was erlebt. Das Licht des Tages und der Nacht bestimmen Stimmungen und Lebensfreude. So erlebe ich meine Gefühle, meine Gedanken und mein Handeln als ebenso rhythmisch wie es die Tageszeiten sind.

Der frühe Morgen ist für mich die allerschönste Tageszeit. Am frühen Morgen ist es so schön still. Es ist die Zeit mit den wenigsten Gedankenwellen. Ich stehe gerne sehr früh auf, nur um diese Stille zu genießen. Am frühen Morgen bin ich mir näher, als an jedem anderen Zeitpunkt des Tages. Kein Wunder, dass empfohlen wird früh am Morgen zu meditieren. Am Morgen wird immer alles wieder gut. Ich bin froh und manchmal auch erleichtert aufzuwachen und mich wieder begrüßen zu können.

Der Moment des Erwachens ist wie ein Versprechen, der tröstlich den ganzen Tag in sich enthält. Deshalb genieße ich den Morgen immer derart, dass ich alles wesentliche tue, um mich selbst zufrieden zu stellen. Erst dann beginne ich mit den Außenaktivitäten. Ich habe mit mir die Erfahrung gemacht, dass ich im Tagesablauf keine wirkliche Zeit mehr für mich selbst finde. Das ist für mich mittlerweile auch völlig in Ordnung so, wenn der Morgen schon so befriedigend war. Dann gehe ich leicht in einen mit Terminen und Aufgaben vollgepackten Tag, den ich mit allen Sinnen leben will.

Erst am Abend, wenn sich die Lebenskräfte durch die vielen Tätigkeiten erschöpft haben, entsteht wieder ein Raum für die Innenreflektion. Dieser Raum ist aber nicht still. Abendmeditationen sind angefüllt mit Unruhe, Erschöpfung und dem Verarbeiten des Erlebten. Es braucht unterschiedlich viel Zeit sich wieder zu regenerieren. Erst danach wird es möglich erholsam zu schlafen und dann hoffentlich erfrischt aufzuwachen.

Egal, was man am Tage gemacht hat, wie man gehandelt hat, ob man Fehler gemacht hat, falsche oder richtige Entscheidungen getroffen hat, ob man böse war oder verständnisvoll. Wenn wir am Morgen aufwachen, beginnt ein neuer Tag und wir bekommen eine neue Chance. Fehler können heute korrigiert werden. Entscheidungen können heute geändert werden. Heute kann man sich durchsetzen. Heute kann man verzeihen. Heute kann man weggehen oder stehenbleiben. Egal, um was es geht. Wir können jetzt beginnen anders zu handeln, neu zu denken oder genussvoller zu fühlen.

Wirklich alles hat seine Zeit, wenn man bewusst lebt.

Hari AUM
Kumud