Samstag, 6. März 2010

Willkommen im Club! Teil 2

Der Mensch lebt nicht gerne allein. Er bildet Paare, Gruppen, Familien, Verbände, Vereine, Interessengemeinschaften, Lebensgemeinschaften usw. Dies geschieht üblicherweise durch direkte Kommunikation. In Gesprächen oder gemeinsamen Aktivitäten wird geprüft, ob und inwieweit die Interessen oder Meinungen zusammenpassen. Leider lässt die Fähigkeit direkt zu kommunizieren nach. Kritische Anmerkungen oder Rückmeldungen an der eigenen Person sind nicht mehr gewünscht. Informationen werden nicht mehr auf direktem Wege von Angesicht zu Angesicht ausgetauscht. Beliebt sind einfache kurze, fragmentale Informationen per SMS oder eMail. Dabei werden überraschende und ungewöhnliche, manchmal auch unlogische Symbol- und Sprachkombinationen verwendet, deren Aussagekraft oftmals auf bloße Annahme beruht oder in einer außergewöhnlichen Interpretationsfähigkeit besteht. Ein Ersatz für ein gemeinschaftliches Erleben mit anderen scheint die TV-Präsenz in einer Talkshow, einer öffentlichen psychologischen Sitzung oder buntgewürfelten Not-Gemeinschaften unter Beobachtung zu sein. Der Mensch lebt halt nicht gerne alleine. Gelingt es ihm selbst nicht eine eigene Gemeinschaft zu gründen oder zu finden, lässt er dies von anderen organisieren und bezahlt dies mit dem Verlust der Privatsphäre bis hin zur Bloßstellung der eigenen Person. Ich denke, dass dies ein verschleierter, direkter Weg hinein in eine innere Verarmung des Menschen ist.


Viel besser wäre es zu lernen wieder selbst zu kommunizieren. Kommunikation beginnt mit dem Bewusstsein für die eigene Person, der eigenen Befindlichkeit, den innewohnenden Wünsche und Sehnsüchten und dem persönlichen Umfeld. Erfolgreiche Kommunikation bedarf einer wachsamen und ehrlichen Sprache mit sich selbst und anderen. Diese entwickelt sich durch eine regelmäßige bewusste Selbstreflektion. Dazu gehört am Abend die Reflektion des persönlich erlebten Tagesgeschehens, je nach Anlass die reflektorische Aufarbeitung von Konflikten und immer wieder die Innenschau zum Erkennen des Selbst. Je offener, ehrlicher und direkter die Sprache ist, desto leichter wird die Selbstreflektion. Dadurch entwickelt sich Selbstkompetenz.


Menschen mit Selbstkompetenz kommunizieren anders. Sie sind sensibel mit sich und kommunizieren sensibel mit anderen. In Gesprächen mit anderen entwickeln sie durch die direkten Rückmeldungen der Gesprächspartner ihre Sprachkompetenz weiter und prüfen z.B., ob das eigene Anliegen vom anderen verstanden wird. Wenn der andere mich nicht versteht, liegt das nicht unbedingt an einer Unfähigkeit des anderen. Meist ist man sich selbst nicht bewusst, was man konkret gesagt hat oder wie man es gesagt hat. Das lässt sich leicht ändern. Kommunizieren heißt nicht nur selbst reden, sondern vor allem Wahrnehmen durch Hören. Wer nach innen lauscht, nimmt wahr, was die Sinne zu sagen haben. Wer auf die eigenen Gefühle und Gedanken lauscht, erhält Informationen über sich selbst. Wer anderen zuhört, kann andere verstehen. Wer sich selbst beim Sprechen zuhört nimmt wahr, was der andere gerade hört. Dies ist eine gute Voraussetzung miteinander zu kommunizieren und sich zu begegnen. Eine solche Begegnung erfüllt das Herz und man ist nicht allein.


Menschen mit Selbstkompetenz sind eine große Bereicherung für eine Gemeinschaft.

Hari AUM