Sonntag, 27. Juni 2010

Glück ist ein Geschenk,

das man sich verdienen kann.
Ich glaube, dass wir Menschen mit einem unterschiedlich großen Glückspotential geboren werden. Manche Menschen bringen die Fähigkeit, sich an den Dingen und Ereignissen zu erfreuen, einfach mit. Ihnen gelingt fast alles, sie sind umgeben von vielen Freunden, Angebote fliegen ihnen fast schon zu und Probleme lachen sie einfach weg. Es sieht aus, als würden diese Menschen mit einem Glückssegel dahin gleiten.

Glück ist ein Geschenk, das man einladen muss.


Ich glaube, dass wir uns für das Erleben von Glück fähig machen können. Wer nicht von vornherein so viel Glück hat und sich insgeheim danach sehnt, muss lernen das Glück regelrecht einzuladen und es zu erwarten. Dafür muss man sich Zeit nehmen. Glück kann man auf die gleiche Weise einladen, wie man einen lang ersehnten Gast erwartet. Man räumt auf, bereitet alles für das Wohlbefinden des Gastes vor, macht sich selbst hübsch und freut sich auf den Besuch. Allein schon diese erwartungsvolle Vorfreude schafft glückliche Momente. Meditation ist eine solche Vorbereitung und Einladung an das Glück.


Glück erhält sich durch Anerkennung.


Ich erlebe ständig unerwartete, glückliche Momente. Mit Hilfe meiner handwerklichen und verstandesmäßigen Fähigkeiten organisiere und koordiniere ich meinen Alltag bestmöglich. Und doch sind es die glücklichen Momente, die jegliches Handeln erfolgreich machen und mich emotional bereichern. Die verstandesmäßigen Tätigkeiten engen oft das eigene Lebensfeld ein und können zu Ärgernissen führen. Da ist es sehr hilfreich, wenn dann plötzlich der Parkplatz vor der Tür frei ist, oder sich ein Termin verschiebt, weil man selbst noch nicht vorbereitet ist, oder ein lang ersehnter Anruf von jemanden kommt, von dem man die Nummer verloren hatte. Der Tag ist voller kleiner und großer glücklicher Momente, die unseren Dank verdient haben.


Es ist ein Glück, wenn Handeln und Denken effektiv zusammen wirken, und man das bewusst emotional erleben kann. Glück ist eine feinmolekulare, fließende Energie, für die man sich erst sensibilisieren muss. Dies geschieht, wenn wir uns der vielen geschenkten Glücksmomente bewusst werden und uns dafür bedanken.

So wie es schön ist, ein Geschenk von Herzen zu bekommen, ist es auch schön sich dafür von Herzen zu bedanken.


Hari AUM


Kumud

Sonntag, 13. Juni 2010

Hand aufs Herz

Eine Hand aufs Herz kann Leben retten, z.B. mit einer Herzmassage. Mit der Hand aufs Herz legt man einen Eid ab und schwört, dass man die Wahrheit sagt. Untereinander fordern wir: „Komm, Hand aufs Herz, sag die Wahrheit. Meinst du das ehrlich?“. Mit einer Hand auf dem Herzen fordern wir „Komm, vertrau‘ mir“. Der indische Gruß Namaste, der begleitet wird mit der Geste Handflächen aneinander gelegt, wird im Alltag vereinfacht mit einer Hand aufs Herz.

Hand und Herz gehen miteinander.

Gefühle und Absichten, die von Herzen kommen, haben die größte schöpferische Kraft. Wünsche, Sehnsüchte und Visionen, die im Herzen entstehen, werden mit Händen zum Leben erschaffen. Dabei hilft der Verstand. Marc Aurel sagte einmal: „Im Laufe der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an.“ In uns wohnen kleine Monster, die wir besiegen müssen. Diese egozentrischen Monster Eifersucht, Neid, Arroganz, Ärger, Angst und Hass verleiten uns dazu nicht ehrlich zu sein. Offenheit, Ehrlichkeit, Herzlichkeit und Mut vertreiben diese Monster. Wenn wir uns darin üben, dass unsere Gedanken auf unser Herz hören und nicht umgekehrt, wenn wir unserem Herzen genügend Raum in unserem Leben geben, dann sind wir auf einem glücklichen und erfolgreichen Weg.

Atmen Sie ruhig und tief. Legen Sie eine Hand auf Ihr Herz. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Mittelpunkt Ihres Brustkorbs. Bitten Sie Ihr Herz zu Ihnen zu sprechen.

Die Hand auf dem Herzen wirkt wohltuend auf alle Ebenen und fördert die Selbstheilung. So können Liebe und Vertrauen entstehen.
„Sobald Du Dir vertraust, sobald weißt Du zu leben.“ Johann Wolfgang von Goethe

Es gibt eine wunderbare Meditationstechnik zur Stärkung des Grundvertrauens in uns.
Setzen Sie sich bequem an einen für Sie schönen Platz irgendwo in der Natur, auf eine Wiese oder eine Bank. Richten Sie den Blick auf einen Punkt vor sich. Halten Sie diesen Blickpunkt mit den Augen konstant. Atmen Sie ruhig und gleichmäßig tief. Erweitern Sie Ihren Bewusstseinsraum und machen Sie Ihren Blickraum weit. Sehen Sie alles: alles vor dem Blickpunkt bis zu Ihrem Körper, alles links und rechts von Ihnen und alles über den Blickpunkt hinaus. Sehen Sie alles gleichzeitig. Vielleicht können Sie sogar die Augenränder wahrnehmen, durch die Sie schauen wie durch ein Fenster mit Fensterrahmen. Bleiben Sie solange in dieser Haltung, wie Sie sich wohl fühlen und genießen Sie sich in der Natur.

Hari AUM, Kumud
Mein Name bedeutet Nachtlotos: Ich strecke mich immer dem Licht entgegen. Auch in schwierigsten Situationen orientiere ich mich an Lösungen. Finden, nicht suchen ist meine Devise.

Samstag, 5. Juni 2010

Der ganz normale Wahnsinn

Immer häufiger stellt sich die Frage: „Kann man das noch verstehen?“ Ganz normale Alltagssituationen erscheinen einem als äußerst skurrile. Begegnungen mit Menschen werden als aberwitzig erlebt. Und so manches Mal glaubt man sich zurück versetzt in eine archaische Zeit, weit vor der Entwicklung von bewussten menschlichen Verhaltensweisen.

Jeder Mensch braucht einen ‚Raum‘ um sich herum, der um einiges größer sein muss, als der bloße Körper beansprucht. Dieser Lebensraum wird sehr unterschiedlich erlebt. Innerhalb dieses Raumes leben wir Gefühle aus und handeln wir. Je unzufriedener ein Mensch ist, je größer sein Verlangen, desto mehr beansprucht dieser Mensch an Raum und verteidigt ihn entsprechend rigide. Je zufriedener und wohler sich ein Mensch fühlt, desto beweglicher ist er im Anspruch dieses Raumes. Die Begegnung von Menschen beginnt immer peripher und ist auch immer eine Begegnung von diesen Räumen.

Miteinander oder Gegeneinander?

Für mich ist das besonders spürbar, wenn ich z.B. über die Zeil laufe, eine Einkaufsmeile in Frankfurt a.M. Schon nach dem kurzen Stück zwischen Konstablerwache und Hauptwache fühlt sich mein eigener Raum völlig zerbeult an. Der Bummel wird regelrecht zu einer Auto-Skooter-Fahrt. Die ‚Räume‘ der Menschen stoßen aneinander und hinterlassen energetische und gefühlsmäßige Beulen wie bei einem Unfall.
Das habe ich bei meinen vielen Aufenthalten in Indien völlig anders erlebt. Auf meinen Einkaufstouren in Poona habe ich ein Vielfaches mehr an Aktivitäten auf der Straße erlebt. Dort gibt es keine verkehrsberuhigten Straßen. Alles findet auf der Straße statt: Rikschas fahren halsbrecherisch durch die Menschenmassen und hupen mit unvergesslichem Sound. Taxis beanspruchen behäbig einen breiten Raum. Auch sie müssen langsam fahren. Fußgänger gehen zwischen Autos, Rikschas und den vielen Menschen zielstrebig ihren Weg und schlängeln sich überall durch. Lastenträger befördern auf kunstvolle Weise die Ware und beliefern an jeder Ecke Geschäfte, Straßenstände und Straßenhändler. Baustellen sind überraschend quirlig, wirken mit Bambusstangen nur dürftig abgestützt und kaum abgesichert und lassen doch große Bauwerke entstehen. Zwischendrin werden Kühe umfahren und umgangen. Bettler zeigen ihre unglaublichen Behinderungen und sind trotzdem freundlich und unterhaltsam oder tätigen sich als kleine Händler mit Gummibändern oder Haarspangen. Und trotzdem kommt es nicht zu diesen menschlichen ‚Raum‘ Zusammenstößen wie auf der Zeil. Alles schwingt und bewegt sich weich miteinander, weicht aus, nutzt entstandene Zwischenräume, lässt Vortritt. Es scheint, als wären sich alle der anderen bewusst und beziehen sie in die eigenen Aktivitäten mit ein. Durch die gewohnte Enge des Zusammenspiels vieler Elemente des Alltags bewahren die Menschen ihren eigenen Lebensraum und auch den der anderen. Besser miteinander als Gegeneinander.

Wie anders bewegt sich der Verkehr auf unseren Straßen. Mir scheint es meist, als wären sich die Autofahrer nicht bewusst, dass sie Auto fahren. Sie tun so Vieles andere während des Fahrens: telefonieren, essen, rauchen, mit Beifahrern reden, manchmal sogar Zeitung lesen... Einmal habe ich sogar erlebt, wie ein Fahrer sich umdrehte und seine Kinder auf der Rückbank verprügelte. Wohlgemerkt: während des Fahrens. Überhaupt gibt es den ganz normalen Wahnsinn im Straßenverkehr. Die meisten Autos scheinen defekt. Bei manchen funktionieren die Blinklichter nicht mehr oder der Fahrer hat vergessen wie man den Blinker bedient. Bei manchen sind die Bremsen defekt oder der Fahrer erschrickt überraschend vor einer roten Ampel und vergisst vor Schreck zu bremsen und tritt kämpferisch auf das Gaspedal.
Manche reagieren äußerst unwillig und kämpferisch, wenn ein Auto auf die eigene Fahrspur wechseln möchte. Andere können nicht begreifen, dass andere laut hupen, weil man selbst von der äußeren linken Fahrspur spontan rechts abbiegen will. Manche bekommen die Aufregung und den Verkehrsstau gar nicht mit, die entstanden sind, weil man auf der rechten Fahrspur gehalten hat, um in einem Geschäft etwas Wichtiges zu erledigen. Schließlich gab es ja keinen Parkplatz vor dem Geschäft. Die anderen werden gar nicht wahrgenommen. Alle sind mit so vielem anderen beschäftigt, nur nicht mit dem was sie gerade tun, nämlich Auto fahren. Manche nennen das Multitasking, ich nenne das Unfähigkeit.
Überhaupt sind alle mit sich selbst beschäftigt. Die eigenen Bedürfnisse, d.h. die eigenen Mängel stehen oft im Vordergrund. Da werden die Ellenbogen rausgefahren, um sich den eigenen Weg zu erkämpfen bzw. den eigenen Lebensraum zu verteidigen. Das geschieht überall. Im Kampf um den Erhalt des eigenen Raumes entstehen viele Beulen, die den eigenen Raum einschränken. Das führt zu unterschiedlichen Reaktionen. So wird z.B. der Anspruch an eigenem Wohnraum immer größer, doch die Anzahl der Menschen, die darin wohnen, wird immer weniger. Das ist halt der ganz normale Alltagswahnsinn, der Alltagswitz.

Lachen ist die einzige Lösung.

Betrachten wir unsere Alltagsbewegungen als Spiel auf der Lebenskirmes, als eine Auto-Skooter-Fahrt. Dann gewinnen wir vielleicht die Freude am Spiel zurück. Dann lachen wir über die aberwitzigen Reaktionen mancher Menschen, anstatt uns zu ärgern. Dann lachen wir über uns selbst über die eigenen Gedanken und Gefühle, die uns immer wieder einen Streich spielen. Humor ist die Kraft in allen Situationen zu gewinnen. Lachen macht nicht nur den Herzensraum weit, sondern schafft auch einen weiten Raum um sich herum.

Das Leben ist ein Spiel, dass sich zu lernen lohnt.
Hari AUM