Montag, 26. Juli 2010

Sich selbst Leben einhauchen.

Vielleicht haben Sie das auch so oder ähnlich in der Kindheit erlebt und können sich noch erinnern? Zu den wohl eindringlichsten Ereignissen im Leben, gehören die vielen kleinen und größeren Wunden, die man als Kind erlebt. Hinfallen und sich wehtun war fast alltäglich und war meist nicht wirklich schlimm. Schürfwunden gehören einfach zur Kindheit. Der besondere Moment allerdings war, wenn dann die Mama kam und auf die Wunde blies. Dann wurde alles wieder gut. Das sanfte Pusten der Mama konnte Wunden wieder heilen. Es waren ihre liebenden, fürsorglichen und heilenden Wünsche, die dem Schmerz die Spitze nahm und die Wunde wieder vergessen ließ. Doch, warum warten bis die Mama kommt und pustet? Warum nicht selber auf die eigenen Wunden pusten und sich selbst heilen?


Die heilende Wirkung liebevoller Atemluft kann nicht nur äußerlich geschehen. Auch im Inneren können wir die heilende Lebensenergie, im Yoga Prana genannt, hin zu den Schmerzen lenken. Das geschieht durch Konzentration. Wenn wir uns auf die schmerzenden oder schwachen Stellen im Körper konzentrieren und gedanklich innen auf die Wunde pusten, können wir uns selbst heilen. Wenn wir uns gedanklich selbst umarmen, dann können wir uns selbst trösten.

Hari AUM
Kumud
kumud@aumkara.de

Sonntag, 18. Juli 2010

Mut zur Einzigartigkeit

Der Mensch hat einen starken Wunsch sich von anderen zu unterscheiden. Er möchte etwas Besonderes sein und aus der Menge herausragen. In den Bemühungen aber, anders auszusehen, als andere, sich anders zu geben, als andere, werden die Menschen doch wieder genauso wie alle anderen. Dieses Phänomen ist in allen Gruppierungen zu beobachten. Einerseits besteht der Wunsch nach Zugehörigkeit und Geborgenheit in einer Gruppe, andererseits nach Individualität und Einzigartigkeit. Für das eine wie das andere wird viel unternommen. Dabei ist der Blick meist nach außen gerichtet und es wird Gruppenzugehörigkeit oder Individualität demonstriert. Ganz besonders intensiv ist mir dies vor vielen Jahren in einer außergewöhnlichen Situation begegnet.

Damals war ich mal wieder in Südfrankreich mit dem Auto unterwegs, auf dem Weg von Arles hinein in die Camargue. Dort wollte ich an den Strand Les-Saintes-Marie-de-la-Mer und an der Wallfahrt der Zigeuner teilnehmen. Ich orientierte mich mit Hilfe einer zuvor gekauften Straßenkarte, d.h. damals ohne Navisystem. Völlig unerwartet tauchte vor mir ein Ort auf, der dort nicht sein sollte, denn es gab ihn nicht auf der Karte. Ich war gewohnt, dass sich Straßenkarten ändern, weil neue Wege und Straßen entstehen. Aber ich war nicht vorbereitet, dass auch komplett neue Städte als Gesamtpakete entstehen können. Doch fuhr ich nun durch die Straßen einer neuen Stadt mit Namen La Grande Motte. Alles wirkte wie aus einer Retorte, denn es waren ja keine gewachsenen Strukturen da. Der ganze Ort war wie eine Neubausiedlung künstlich erschaffen worden, was die Straßenkarten noch nicht erfasst hatten. Es war ein sehr eigentümliches Gefühl, mit dem ich durch den Ort ging. Alles kam mir unwirklich vor. Ich sah viele Menschen durch den Ort spazieren, die ebenso künstlich wirkten wie der gesamte Ort. Im Ganzen fiel besonders krass ein starkes Bemühen um Andersartigkeit auf. Da alles so geplant und gleichförmig wirkte, versuchten die Menschen sich in Kleidung und Bewegungsstil von der Umgebung und voneinander abzuheben. Keiner wollte geplant und gleichförmig aussehen, und doch geschah dadurch genau das Gegenteil: auch die Menschen unterschieden sich kaum voneinander.

In Frankfurt ist das auch überall zu sehen. Wer tagsüber in der Innenstadt rund um die Geschäftsgebäude unterwegs ist, sieht überall Menschen in Anzügen, je nach Witterung mit oder ohne Jacken, mit Dokumententaschen und Handys zwischen Menschen auf Shoppingtouren mit Taschen und Handys. Die meisten passen sich der äußeren Form der zugehörigen Gruppe an, um dazuzugehören bzw. sich von anderen abzugrenzen. Aber das Bemühen darum macht alle gleich. Genauso wie auf dem CSD an diesem Wochenende. Abgesehen von ein paar schrillen Vögeln, die sich mit einem mehr oder weniger kreativen Outfit präsentierten, sahen die meisten ziemlich gleichförmig aus. Es ist schon erstaunlich, wie wichtig vielen der gleiche uniforme Kurzhaarschnitt, das gleiche offensive Auftreten, der gleiche suchende oder lockende Blick ist. Das Angebot an sich anbietenden Partnern ist nur oberflächlich interessant, denn wirkliche Begegnungen können dort nicht stattfinden.

Ich glaube, dass sich echte Individualität nur im eigenen Bewusstsein finden lässt. Erst, wenn ich keine Bestätigung mehr von anderen brauche, wenn ich den Mut habe, auf mich selbst zu hören, mir selbst und meiner Wahrnehmung zu vertrauen und selbstständig entscheiden kann, erst dann werde ich einzigartig.

Hari AUM
Kumud

Dienstag, 6. Juli 2010

Alles hat seine Zeit

Für mich gibt es nur das Heute. Ich bin froh jetzt zu leben. Mir genügt in diesem Moment der eine Tag, den ich gerade lebe. An diesem Tag versuche ich so zu leben, dass ich am Abend zufrieden bin und alles Belastende wieder loslassen kann. Das wird dadurch möglich, dass ich ganz auf mich höre und spüre, welcher Aspekte meiner vielseitigen Persönlichkeit jetzt was erlebt. Das Licht des Tages und der Nacht bestimmen Stimmungen und Lebensfreude. So erlebe ich meine Gefühle, meine Gedanken und mein Handeln als ebenso rhythmisch wie es die Tageszeiten sind.

Der frühe Morgen ist für mich die allerschönste Tageszeit. Am frühen Morgen ist es so schön still. Es ist die Zeit mit den wenigsten Gedankenwellen. Ich stehe gerne sehr früh auf, nur um diese Stille zu genießen. Am frühen Morgen bin ich mir näher, als an jedem anderen Zeitpunkt des Tages. Kein Wunder, dass empfohlen wird früh am Morgen zu meditieren. Am Morgen wird immer alles wieder gut. Ich bin froh und manchmal auch erleichtert aufzuwachen und mich wieder begrüßen zu können.

Der Moment des Erwachens ist wie ein Versprechen, der tröstlich den ganzen Tag in sich enthält. Deshalb genieße ich den Morgen immer derart, dass ich alles wesentliche tue, um mich selbst zufrieden zu stellen. Erst dann beginne ich mit den Außenaktivitäten. Ich habe mit mir die Erfahrung gemacht, dass ich im Tagesablauf keine wirkliche Zeit mehr für mich selbst finde. Das ist für mich mittlerweile auch völlig in Ordnung so, wenn der Morgen schon so befriedigend war. Dann gehe ich leicht in einen mit Terminen und Aufgaben vollgepackten Tag, den ich mit allen Sinnen leben will.

Erst am Abend, wenn sich die Lebenskräfte durch die vielen Tätigkeiten erschöpft haben, entsteht wieder ein Raum für die Innenreflektion. Dieser Raum ist aber nicht still. Abendmeditationen sind angefüllt mit Unruhe, Erschöpfung und dem Verarbeiten des Erlebten. Es braucht unterschiedlich viel Zeit sich wieder zu regenerieren. Erst danach wird es möglich erholsam zu schlafen und dann hoffentlich erfrischt aufzuwachen.

Egal, was man am Tage gemacht hat, wie man gehandelt hat, ob man Fehler gemacht hat, falsche oder richtige Entscheidungen getroffen hat, ob man böse war oder verständnisvoll. Wenn wir am Morgen aufwachen, beginnt ein neuer Tag und wir bekommen eine neue Chance. Fehler können heute korrigiert werden. Entscheidungen können heute geändert werden. Heute kann man sich durchsetzen. Heute kann man verzeihen. Heute kann man weggehen oder stehenbleiben. Egal, um was es geht. Wir können jetzt beginnen anders zu handeln, neu zu denken oder genussvoller zu fühlen.

Wirklich alles hat seine Zeit, wenn man bewusst lebt.

Hari AUM
Kumud