Freitag, 19. Februar 2010

Weg gegangen? Platz vergangen!

Dieser Reim aus Kindertagen scheint noch immer im Alltag lautlos zu tönen und irgendwie zu wirken. Diesen Reim laut heraus zu singen, gab einem früher nach außen hin die Berechtigung, wenn jemand aufgestanden war, den frei gewordenen Platz jetzt für sich selbst einnehmen zu können. Obwohl man gar nicht sicher war, ob der andere vielleicht nur mal kurz aufgestanden ist, um sich etwas zu holen, vielleicht nur zur Toilette unterwegs war und wiederkommen wollte. Ganz egal. Laut ausgesprochen und für alle hörbar, wurde dies zu einer Tatsache und berechtigte, diesen Platz jetzt selbst einzunehmen.

Man könnte nun annehmen, dass dies ja nur ein Kinderreim, ein Kinderspiel sei, doch dem ist nicht wirklich so. Ich höre oft, dass dieses Spiel u.a. im geschäftlichen Alltag bei Erwachsenen noch immer beliebt ist. Dort wird oft auf ähnliche Art und Weise um Rang und Namen, Image und Prestige gespielt. Dort wird ein vermeintlich freigewordener Platz schnell wieder besetzt, mit der gleichen Rücksichtslosigkeit wie früher. Wer so etwas erfahren durfte, wird nicht nur gelernt haben, ‚auf der Hut sein‘ und in entsprechenden Situationen innerlich angespannt zu sein, sondern hat mehr oder weniger raffinierte Mechanismen erlernt, den eigenen Platz zu kontrollieren und zu behaupten. Was für ein innerer Stress. Wie leicht prägen solche Erlebnisse auf unangenehme Art und Weise unser Lebensgefühl und beeinflussen negativ unser Vertrauen in die Menschen und die Zukunft? Wie verständlich ist da der Verlust von Vertrauen und Selbstvertrauen.

Ich durfte in den letzten Wochen etwas Neues erleben. Ich musste mein Tempo einen Schritt zurückschalten, loslassen, und konnte erleben, wie meine Mitarbeiter/innen, Kolleg/innen und Freund/innen den frei gemachten Platz belegten, um ihn für mich freizuhalten. Wie eine wohlige Welle umspült mich eine enorme emotionale Kraft der Freundschaft. Wo früher noch manchmal die längst vergangene Melodie des Reims auftauchte, lösen sich nun dessen Worte gänzlich auf und schwingen nun weiche Melodien der Freude. Es ist wundervoll das eigene Vertrauen erneut gestärkt zu spüren.

Hari AUM

Auf bald. Ich freue mich auf euch.