Sonntag, 14. März 2010

Der Weg ist das Ziel.? – Von wegen!

„Der Weg ist das Ziel.“ Diese Aussage wird Konfuzius zugeschrieben.

In den Jahren des Wirtschaftswunders zählten hauptsächlich Ziele wie Wohlstand, Erfolg usw. Hier war fast jedes Mittel recht, um diese Ziele zu erreichen. Der Augenblick im Leben verlor mehr und mehr an Bedeutung. Man konnte fast meinen, das jetzige Leben hätte weniger Wert als die Zeit nach dem ‚Schaffen‘. Die Qualität zu Leben wurde so auf später verschoben. Im Grunde weiß jeder von uns, dass das nicht geht: Genießen kann man nicht verschieben. Sich freuen kann man nicht verschieben. Lieben kann man nicht verschieben. Die erfüllenden Momente geschehen nur im Augenblick. So ist es verständlich, dass dieses Zitat von Konfuzius in den 60er und 70er Jahren wieder Bedeutung bekam und auch heute noch gilt.


Aber es gibt auch noch einen anderen Aspekt zum Thema. Ich habe bei ‚Uncyclopedia‘ folgenden Satz gefunden: „‘Der Weg ist das Ziel‘ ist das Lebensmotto orientierungsloser Zeitgenossen, die in Ermangelung eines klar gesteckten Zieles kurzerhand den Weg dahin als eigentlichen Sinn ihres Daseins postulieren.“ Jeder kann es sich so leicht machen, wie er möchte. Jeder richtet sich im Leben so ein, wie es möglich ist. Dies ist eine alte Diskussion. Manche sehen das Leben als Ziel und manche sehen das Jenseits oder das nächste Leben als Ziel. Meist sind solche Konzepte abhängig von den eigenen Möglichkeiten.


Ziele sind wichtig. Sie richten unser Handeln. Wir Menschen sind immer aktiv. Für unser Handeln haben wir einen Grund: Existenz sichern, sich ein Essen zubereiten, anderen helfen wollen, gewinnen wollen, sich verwirklichen wollen usw. Werden Ziele bewusst entschieden, ergibt sich daraus der Weg zum Ziel ganz von selbst. Ziele sind förderlich, denn sie koordinieren und organisieren das Handeln. Je nach Wichtigkeit haben Ziele eine Sogwirkung zum Erfolg.


Aber es kommt auf die Art der Ziele an. Nicht alle Ziele führen zur Zufriedenheit. Nicht alle Ziele bringen Glück. Nicht alle Ziele erfüllen den Menschen. Manches Ziel entpuppt sich als eine Etappe, auf die ein weiteres Ziel folgt. Immer wieder entstehen neue Ziele, die im Grunde nur Etappen sind und wieder zu weiteren Zielen führen. Solche Ziele vermehren sich unendlich und können abhängig machen: immer mehr, immer größer, immer wichtiger…

Manche Ziele sehen am Anfang des Weges ziemlich klasse aus. Und erst spät ist zu sehen, dass das Erreichen dieses Ziels unfrei macht. Das passiert oft bei den ‚Haben-wollen-Zielen‘. Dann muss man sich z.B. darum kümmern und dafür Platz schaffen. Diese Ziele sperren ein, können einem die Luft zum Atmen nehmen, lassen keine Veränderungen zu usw. Im Grunde führen alle Ziele, die nur ich-bezogen sind, die nur auf die persönliche Wunscherfüllung ausgerichtet sind, in die Unfreiheit.


Manche Ziele aber machen glücklich und zufrieden. Wenn wir Ziele definieren, die dazu beitragen sich selbst zu sättigen, sich selbst zu stärken, sich selbst zufrieden zu machen, sich selbst zu kultivieren, sich über sich selbst zu erheben und zur inneren Ruhe bringen, dann führen diese Ziele zur Bedürfnislosigkeit. Dann lösen sich die Ziele auf. Dann braucht man keine Ziele mehr. Dann ist auch kein Weg mehr nötig.


Ich glaube, dass wir Menschen Ziele brauchen, um Wege zu beschreiten. Für mich sind Ziele austauschbar. Entweder haben sie eine persönliche Bedeutung oder sie sind Teil eines Lebensplans. Ich beschäftige mich viel mehr mit der Qualität der Ziele, die das Leben schön machen und den Menschen glücklich.


Hari AUM

Samstag, 6. März 2010

Willkommen im Club! Teil 2

Der Mensch lebt nicht gerne allein. Er bildet Paare, Gruppen, Familien, Verbände, Vereine, Interessengemeinschaften, Lebensgemeinschaften usw. Dies geschieht üblicherweise durch direkte Kommunikation. In Gesprächen oder gemeinsamen Aktivitäten wird geprüft, ob und inwieweit die Interessen oder Meinungen zusammenpassen. Leider lässt die Fähigkeit direkt zu kommunizieren nach. Kritische Anmerkungen oder Rückmeldungen an der eigenen Person sind nicht mehr gewünscht. Informationen werden nicht mehr auf direktem Wege von Angesicht zu Angesicht ausgetauscht. Beliebt sind einfache kurze, fragmentale Informationen per SMS oder eMail. Dabei werden überraschende und ungewöhnliche, manchmal auch unlogische Symbol- und Sprachkombinationen verwendet, deren Aussagekraft oftmals auf bloße Annahme beruht oder in einer außergewöhnlichen Interpretationsfähigkeit besteht. Ein Ersatz für ein gemeinschaftliches Erleben mit anderen scheint die TV-Präsenz in einer Talkshow, einer öffentlichen psychologischen Sitzung oder buntgewürfelten Not-Gemeinschaften unter Beobachtung zu sein. Der Mensch lebt halt nicht gerne alleine. Gelingt es ihm selbst nicht eine eigene Gemeinschaft zu gründen oder zu finden, lässt er dies von anderen organisieren und bezahlt dies mit dem Verlust der Privatsphäre bis hin zur Bloßstellung der eigenen Person. Ich denke, dass dies ein verschleierter, direkter Weg hinein in eine innere Verarmung des Menschen ist.


Viel besser wäre es zu lernen wieder selbst zu kommunizieren. Kommunikation beginnt mit dem Bewusstsein für die eigene Person, der eigenen Befindlichkeit, den innewohnenden Wünsche und Sehnsüchten und dem persönlichen Umfeld. Erfolgreiche Kommunikation bedarf einer wachsamen und ehrlichen Sprache mit sich selbst und anderen. Diese entwickelt sich durch eine regelmäßige bewusste Selbstreflektion. Dazu gehört am Abend die Reflektion des persönlich erlebten Tagesgeschehens, je nach Anlass die reflektorische Aufarbeitung von Konflikten und immer wieder die Innenschau zum Erkennen des Selbst. Je offener, ehrlicher und direkter die Sprache ist, desto leichter wird die Selbstreflektion. Dadurch entwickelt sich Selbstkompetenz.


Menschen mit Selbstkompetenz kommunizieren anders. Sie sind sensibel mit sich und kommunizieren sensibel mit anderen. In Gesprächen mit anderen entwickeln sie durch die direkten Rückmeldungen der Gesprächspartner ihre Sprachkompetenz weiter und prüfen z.B., ob das eigene Anliegen vom anderen verstanden wird. Wenn der andere mich nicht versteht, liegt das nicht unbedingt an einer Unfähigkeit des anderen. Meist ist man sich selbst nicht bewusst, was man konkret gesagt hat oder wie man es gesagt hat. Das lässt sich leicht ändern. Kommunizieren heißt nicht nur selbst reden, sondern vor allem Wahrnehmen durch Hören. Wer nach innen lauscht, nimmt wahr, was die Sinne zu sagen haben. Wer auf die eigenen Gefühle und Gedanken lauscht, erhält Informationen über sich selbst. Wer anderen zuhört, kann andere verstehen. Wer sich selbst beim Sprechen zuhört nimmt wahr, was der andere gerade hört. Dies ist eine gute Voraussetzung miteinander zu kommunizieren und sich zu begegnen. Eine solche Begegnung erfüllt das Herz und man ist nicht allein.


Menschen mit Selbstkompetenz sind eine große Bereicherung für eine Gemeinschaft.

Hari AUM