Sonntag, 28. Februar 2010

Willkommen im Club!

Unsere Lebensformen haben sich verändert. Früher galt die Familie als einzig nennenswerte Lebensform. Die gesamte persönliche und gesellschaftliche Lebensplanung war darauf ausgerichtet, eine Familie zu gründen. Auch heute orientiert sich die Gesellschaft noch an diese alten Werte, obwohl sie nicht mehr maßgebend sind. Eine Freundin, die bei Gericht arbeitet, hat mir erzählt, dass 50 % der Ehen wieder geschieden werden. Da kann man wirklich nicht mehr von der relevanten Lebensform sprechen.

Ich habe in meiner Familie und in der Schule noch gelernt, dass Ehe und Familie ein besonders sicherer Hafen seien: Was man auch macht, was auch geschieht, man bleibt immer ein Teil der Familie. Diese immerwährende Zugehörigkeit bildete eine starke emotionale Kraft, die auch allen schicksalshaften und gesellschaftlichen Veränderungen standhielt. Allerdings können Familienverbände auch die persönliche Freiheit einschränken, sogar Druck auf einzelne Familienmitglieder ausüben. Familienkonflikte können sich über Jahrzehnte hinziehen, und man kann sich nur durch die eigene Weiterentwicklung daraus befreien. Alles ist in Familien möglich, genauso wie in jeder anderen Gemeinschaft.

Heute sind für den bewussten Menschen vielfältige Lebensformen möglich. Für viele ist das Alleinsein die angenehmste Form zu leben. Nach dem vollgepackten Arbeitstag ist es oft eine Erholung, einen eigenen Lebensraum zu haben, in dem man nicht auf fremde Impulse reagieren muss. Zum Beispiel /bleiben alle Gegenstände dort liegen, wo man sie hingelegt hat; niemand kommt und räumt sie irgendwohin. Und man muss sein Verhalten nicht gegenüber anderen rechtfertigen. Und wenn uns irgendwann die Gemeinschaft fehlt, der Austausch mit anderen, kann man zum Beispiel eine Wohngemeinschaft bilden.

Freundschaften sind heute wichtiger denn je. Freundschaftsverbände und freundschaftliche Verbände bilden oft die Grundlage neuer Lebensformen und ersetzen dann die herkömmliche Familie. Partnerschaften bilden sich aus Interesse aneinander, unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit. Familienähnliche Strukturen finden sich bei Frauengemeinschaften wie bei Männergemeinschaften. Meist entstehen Gemeinschaften aus gemeinsamen Interessen oder Notwendigkeiten. So zeigen sich immer mehr Clubs für Urlaube und für Freizeitgestaltungen usw. Und auch für die Älteren werden sich in der Zukunft neue Gemeinschaften herausbilden.
Die emotionale Kraft Freundschaft ist der Motor für neue Lebensformen. Früher entstanden Freundschaften oft wie von selbst durch familiäre Kontakte, in der direkten Wohnumgebung oder durch Schulverbände usw. Wer sich aber aus solchen gewachsenen Verbänden herauslöst, eine andere Lebensform wählt oder sich eine neue Umgebung sucht, muss alle freundschaftlichen Kontakte aktiv herstellen. Er kann oder muss alle Beziehungen und Freundschaften selbst erschaffen und sich für jede einzelne bewusst entscheiden. Dass dies heute von der Gesellschaft akzeptiert wird, gibt dem bewussten Menschen eine neue Freiheit. Je nachdem, wie man sich persönlich entwickelt, können Lebensformen sich ändern, sich weiterentwickeln oder neu entstehen. Hierzu trägt die bewusstseinserweiternde Yoga- und Meditationspraxis im Aumkara Yoga bei. Ich bin neugierig auf zukünftige Lebensformen und heiße sie herzlich willkommen im Club der Yoga-Freigeister!

Hari Aum

Freitag, 19. Februar 2010

Weg gegangen? Platz vergangen!

Dieser Reim aus Kindertagen scheint noch immer im Alltag lautlos zu tönen und irgendwie zu wirken. Diesen Reim laut heraus zu singen, gab einem früher nach außen hin die Berechtigung, wenn jemand aufgestanden war, den frei gewordenen Platz jetzt für sich selbst einnehmen zu können. Obwohl man gar nicht sicher war, ob der andere vielleicht nur mal kurz aufgestanden ist, um sich etwas zu holen, vielleicht nur zur Toilette unterwegs war und wiederkommen wollte. Ganz egal. Laut ausgesprochen und für alle hörbar, wurde dies zu einer Tatsache und berechtigte, diesen Platz jetzt selbst einzunehmen.

Man könnte nun annehmen, dass dies ja nur ein Kinderreim, ein Kinderspiel sei, doch dem ist nicht wirklich so. Ich höre oft, dass dieses Spiel u.a. im geschäftlichen Alltag bei Erwachsenen noch immer beliebt ist. Dort wird oft auf ähnliche Art und Weise um Rang und Namen, Image und Prestige gespielt. Dort wird ein vermeintlich freigewordener Platz schnell wieder besetzt, mit der gleichen Rücksichtslosigkeit wie früher. Wer so etwas erfahren durfte, wird nicht nur gelernt haben, ‚auf der Hut sein‘ und in entsprechenden Situationen innerlich angespannt zu sein, sondern hat mehr oder weniger raffinierte Mechanismen erlernt, den eigenen Platz zu kontrollieren und zu behaupten. Was für ein innerer Stress. Wie leicht prägen solche Erlebnisse auf unangenehme Art und Weise unser Lebensgefühl und beeinflussen negativ unser Vertrauen in die Menschen und die Zukunft? Wie verständlich ist da der Verlust von Vertrauen und Selbstvertrauen.

Ich durfte in den letzten Wochen etwas Neues erleben. Ich musste mein Tempo einen Schritt zurückschalten, loslassen, und konnte erleben, wie meine Mitarbeiter/innen, Kolleg/innen und Freund/innen den frei gemachten Platz belegten, um ihn für mich freizuhalten. Wie eine wohlige Welle umspült mich eine enorme emotionale Kraft der Freundschaft. Wo früher noch manchmal die längst vergangene Melodie des Reims auftauchte, lösen sich nun dessen Worte gänzlich auf und schwingen nun weiche Melodien der Freude. Es ist wundervoll das eigene Vertrauen erneut gestärkt zu spüren.

Hari AUM

Auf bald. Ich freue mich auf euch.

Samstag, 13. Februar 2010

Durchhalten – soll das alles sein, was zählt?

Die Tage sind vollgepackt mit Aufgaben, Pflichten, Verabredungen und Herausforderungen. Dabei ist es völlig gleich, welche Jahreszeit wir haben. Nur was zu tun ist und wie, ändert sich.

Zum Beispiel hat sich jetzt, mit dem Schnee und dem Eis, das Bewegungstempo, mit dem man Dinge erledigen kann, verlangsamt: man muss langsamer fahren und gehen, man muss früher losfahren, man braucht mehr Zeit für Einkäufe, man muss den Körper mit viel mehr Kleidung schützen und ihn häufiger als sonst eincremen usw.

Es ist auch ganz egal, in welchen Umständen wir leben, anspruchsvoll oder anspruchslos, alleine oder in Partnerschaft oder in einer Familie, mit oder ohne Arbeit. Alle Menschen haben ihre inneren To-do-Listen. Diese sind endlos. Auf geheimnisvolle Art und Weise vermehren sie sich immer wieder. Immer gibt es etwas zu tun. Wer nicht aufpasst, kann erleben, wie die To-do-Listen einen inneren Druck auf uns ausüben und uns ständig zum Handeln antreiben.


Es gibt immer einen wichtigen Grund, warum wir etwas tun müssen, und dabei fällt der Blick wie automatisch immer wieder auf die Uhr. Noch ein weiterer Antreiber in uns: die Uhr. Alles, was wir tun, tun wir in einer bestimmten Zeit, und wir messen, wie viel Zeit wir beim Tun verbrauchen. Dabei werden wir oft ganz atemlos.

So landen wir oft in einem Spannungsdilemma: die To-do-Listen sind vollgepackt und endlos, solange wir leben, - d.h. die Erwartungen an uns erzeugen Druck. Die Zeit, die wir bräuchten, um einiges von der Liste zu erledigen, wird immer knapper bemessen, - d.h. der zeitliche Stress erzeugt Druck.

mehr – schneller – größer – höher – besser - mehr – schneller – größer – höher – besser -

Wie schnell geraten wir da in einen Erwartungsstrudel und landen in einem Durchhalte-Programm. Der Druck, der durch Zeitknappheit bei gleichzeitig erhöhter Aufgabenanzahl entsteht, nimmt uns den Raum zum Leben, den Raum zum Atmen. Deshalb spüren viele von uns so einen Druck auf dem Brustkorb. Aber das kann doch nicht alles sein!

In uns gibt es gleichzeitig beharrlich den Wunsch nach einer Zeit frei von allem. Wir wünschen uns eine Zeit nur für uns selbst. Mit festem Willen müssen wir uns gegen die Eigendynamik von To-do-Listen und Zeitknappheit wehren.

Wir könnten uns z.B. mal ein uhrfreies Wochenende gönnen. Am Freitagsabend legen wir die Armbanduhr in eine Schublade hinein und holen sie erst am Sonntagabend wieder heraus. Was für ein Genuss, so ganz ohne Zeitdruck zu sein. Wir könnten uns z.B. auch mal einen Tag auf der Couch gönnen, ganz ohne Pflichten und Verabredungen. Wir können uns aber auch eine Stunde Yoga in AUM HARI gönnen: eine Stunde Urlaub vom Alltag. Eine solche Zeit, in der wir wieder zu Atem kommen und tief Luft holen können, bringt uns zurück zum tiefen Erleben mit uns selbst zu sein. In einer solchen Zeit regenerieren wir uns auf wundersame Weise und finden das, was wirklich für uns zählt.

Hari AUM

Auf bald. Wir sehen uns in der nächsten Aumkara Yogastunde.

Sonntag, 7. Februar 2010

Warum diese Eile?

Alles muss schnell gehen. Multitasking gilt als hervorragende Eigenschaft. Dabei läuft uns die Zeit davon.


Es ist erstaunlich, dass einerseits die Schnelligkeit in Arbeistvorgängen, in der Technik und sogar der Kommunikation so hoch bewertet wird, und es andererseits immer mehr Angebote zur Entschleunigung gibt. Tempo ist eine Begleiterscheinung unseres Geschäftslebens. Außerhalb dieser Welt gelten andere Werte. Der ultimative Test zum Feststellen des Werts dessen, was man sich geschaffen hat, geschieht meist in Krisensituationen. Dann leider auf unangenehme Art und Weise. Nur in der Außenwelt können die Dinge zusammenbrechen. Wir erschaffen uns eine Welt, die wir ständig nach eigenem Wunsch formen, gestalten und verändern und dabei oftmals übersehen, dass wir uns an diese Konstruktionen angepasst haben. Erkennen wir solche Konstruktionen und wollen wir uns davon sogar distanzieren, dann besinnen wir uns auf anderes.


Alles, was uns dann lieb und teuer ist, ist langsam. Genießen geschieht langsam. Freude wird jetzt erlebt, in einem Moment, in dem es keine Eile gibt. Glücksempfindungen sind nur in diesem Moment möglich. Verbundenheit und Nähe zu Menschen zu erleben, braucht Zeit. Freundschaften entstehen in gemeinsamer Zeit. Liebesbeziehungen wachsen in der Zeit, die man gemeinsam verbringt. Hier kann man nichts beschleunigen.

Es ist auch nicht möglich, Freude oder Genießen auf's Wochenende zu verschieben. Wir wissen nicht, ob wir dann nicht zu müde sind oder sich andere Aufgaben ergeben haben. Die To-do-Listen sind endlos. Ihnen ständig zu folgen ist erschöpfend. Ruhe und Erholung geschehen erst dann, wenn wir die Zeit dafür einplanen.


Die wohl größte Investition, die heute getätigt werden kann, ist, sich selbst und dem eigenen Erleben, Zeit zu geben. Die wirklichen wichtigen Dinge laufen nicht davon. Weitreichende Ideen zeigen sich besonders klar in der Ruhe. Innigliche Zweisamkeit wird in Stille erlebt.


Entschleunigung, Langsamkeit und Stille kann man üben in der Meditation.


Hari AUM

Auf bald. Wir sehen uns beim nächsten Aumkara Meditationskurs.

Samstag, 6. Februar 2010

Was heißt schon falsch?

Es ist überall zu hören: das ist falsch. Woher nehmen die Leute nur die Gewissheit, dass etwas falsch ist? Es klingt, als es gäbe es irgendwo eine unabhängige Instanz, die entschieden hat, dass etwas falsch oder richtig ist. Wo ist die bloß zu finden?

Es ist so viel leichter zu benennen was falsch ist, als was richtig ist. Das ist im Grunde eine Gewohnheit des Denkens und entspricht der Natur des Verstandes. Der Verstand als eine Instanz in unserem Inneren arbeitet nur mit Bekanntem und identifiziert sich selbst im Vergleich mit anderen: rot ist nicht weiß; meine Nase ist anders, als die von dir; meine Gefühle sind tiefer, als deine; ich kann, was du nicht kannst usw. Wenn der Verstand über die Sinne Dinge, Ereignisse oder Personen differenziert wahrnimmt, geht er immer von sich selbst aus, bezieht immer alles auf sich. Dabei nimmt er immer eine Wertung vor, die definiert, was zum eigenen Vorteil oder Nachteil ist. Entsprechend kommt er zum Ergebnis, dass etwas falsch oder richtig ist. Das muss aber nicht so sein.

Es ist möglich die ich-bezogenen und wertenden Tätigkeiten des Verstandes zu ändern. Statt sich am eigenen Vorteil oder Nachteil zu orientieren, ist es möglich, mit dem Bewusstsein andere Ziele zu setzen: Mitgefühl zu zeigen, andere zu unterstützen und ihnen zu vertrauen usw. Man kann sich darin üben, kleine Dinge in größeren Zusammenhängen zu sehen, verschiedene Impulse und Informationen zu verstehen und das, was richtig ist zu suchen. Nicht mehr das, was falsch ist steht dann im Focus des Denkens, sondern das, was richtig ist.

Falsch oder richtig ist etwas im gesellschaftlich verabredeten Kontext oder findet nur in der eigenen Innenwelt statt. Jeder Mensch lebt in einem eigenen Kosmos. Jeder Mensch erschafft sich seine eigene Welt durch die individuelle Wahrnehmung der Sinne, gewohnter sozialisierter Wertungen und den persönlichen Wünschen und Sehnsüchten. Die Bezeichnung falsch oder richtig ist meist ganz persönlich und hat im Grunde keine Bedeutung für den anderen.

Es stellt einen besonderen Wert dar, das, was richtig ist, zu finden. In der Aumkara Yogapraxis richten wir die Sinne bewusst nach innen, stärken das Bewusstsein für innere Zusammenhänge und erleben das, was richtig ist, erleben uns selbst als richtig.

Hari AUM


Auf bald, beim nächsten Aumkara Yoga Workshop.